Abstract
Dem Thema dieser Tagung ‚Gott denken‘ scheint eine viel zitierte These Anselms von Canterbury entgegenzustehen, Gott sei nicht nur „ens quo maius cogitari nequit“, sondern zugleich „maius quam cogitari possit“. Man mag darüber streiten, ob es eine glückliche Wortwahl Anselms gewesen ist, das unterscheidend Göttliche mit dem Wort ‚maius‘ zu bezeichnen, das seiner Grundbedeutung nach eine quantitative Relation zum Ausdruck bringt. Gemeint ist nicht ein quantitatives ‚Mehr‘, sondern ein qualitatives ‚Aliud‘ gegenüber allem, was wir denkend erfassen. Aber auch, wenn wir versuchen, Anselms Sprachgebrauch zu korrigieren, bleibt Anselms Frage bestehen: Kann unser Denken mit seinen Begriffen und Urteilen wirklich dasjenige ‚ergreifen‘, was wir meinen, wenn wir ‚Gott‘ sagen?