Abstract
Die Protestbewegungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der westlichen Welt – man denke an die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung, die Frauenbewegung, die Ökologie-Bewegung – hatten zumeist keinen revolutionären Charakter, wie es noch bei der radikalen Linken in den Jahren um 1968 der Fall war. Sie erhoben auch selten universelle Ansprüche. Dass sie in toto erreichten, was sie beabsichtigten, darf man zwar bezweifeln, klangen ihre Forderungen zur jeweiligen Zeit eher utopisch. Jedoch gaben sie nachhaltige Impulse, die die Gesellschaft dahingehend veränderten, dass Gruppen, denen soziale oder politische Teilhabe abging, sich gegen diskriminierende Praktiken erfolgreich zur Wehr setzen konnten. In diesem Sinne könnte man bei den Protestbewegungen durchaus von der Realisierung von utopischen Gehalten sprechen – und das gerade nicht durch eine Revolution, sondern durch eine Involution im Sinne Hannah Arendts und Jacques Rancières.