Abstract
Der Zombie ist eine Diskursfigur des populären Films, mit der seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die Ängste des Individuums in der Massengesellschaft verhandelt werden. Während es vordergründig um die Auflösungen gesellschaftlicher Gewissheiten unter Bedingungen einer ubiquitären Bedrohung geht, wird mit der Figur des Zombies ein Zustand des gesellschaftlichen Subjekts thematisiert, der durch soziale Apathie und Ent-Individualisierung gekennzeichnet ist. Sein Bedrohungspotential entfaltet sich primär in verschiedenen Figurationen des Zombies als Masse: als uniforme Arbeitssklaven, als unkontrollierbare und sich situativ organisierende Untote, als fluide, amorphe Substanz, deren Organisationsform an Bewegungsmuster staatenbildender Insektenvölker erinnert.Der Beitrag wird dabei die diversen Figurationen der Vielen mit den verschiedenen Denktraditionen in Verbindung bringen, auf die sie rekurrieren. Es wird sich zeigen, dass die dystopischen Bilder der Vielen in enger semantischer Nachbarschaft zu den utopischen stehen. Vor allem die Zombie-Filme und TV-Serien des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts entwerfen zuletzt Bilder der Vielen, die immer ambivalenter geraten und im Beispiel der französischen Serie Les Revenants sogar als postapokalyptische Utopien gelesen werden können.