Phänomenologie versus Naturwissenschaft - Zum Verhältnis zweier Erkenntnisarten
Abstract
Im letzten Viertel dieses Jahrhunderts mehren sich die Anzeichen für einen wissenschaftstheoretischen Wandlungsprozeß von weitreichender Bedeutung. Zu seinen hervorstechenden Merkmalen gehört die Kritik an den vormals dominierenden Abgrenzungen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis gegenüber anderen Erkenntnisformen. Beanstandet wird hauptsächlich die traditionell unzureichende Berücksichtigung der praktischen Dimensionen
der Forschung und die bisher einseitige Konzentration auf mathematisch-physikalische Disziplinen. Daß die Naturwissenschaften ihre Fähigkeiten zur
Naturbeherrschung und -veränderung bis in unsere Gegenwart hinein unablässig erweitert haben, geht vermutlich nur partiell auf die erfolgreiche Anwendung theoretischer Axiomensysteme oder Modellbetrachtungen, wie sie in der Physik vorkommen, zurück. Maßgeblich scheint die Forschungsdynamik vielmehr durch Handlungselemente bestimmt zu sein, die in den konkreten Untersuchungssituationen und in der institutionellen Organisation von Wissenschaft und Technik zum Ausdruck kommen.