Psyche 71 (2):95-122 (
2017)
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Abstract
Psychoanalytische Konzeptionen psychosomatischer Erkrankungen treffen sich mit Grundelementen psychoanalytischer Verstehens- und Bedeutungstheorie in der Kategorie der Negativität. Anschließend daran kann Freuds Bemerkung, das aktualneurotische (bzw. das somatisierte) Symptom trage »keinen Sinn, keine psychische Bedeutung«, anders gefolgt werden. Anhand einer Forschungs-Fallvignette einer teilstationären Behandlung wird aufgezeigt, inwiefern psychoanalytisch zu verstehen bedeutet, sich mit der nächsten, anderen Bedeutung auseinanderzusetzen. Ferner zeigen sich im Fall zwei Leitdimensionen zeitgenössischer psychoanalytischer Psychosomatik: die Psyche-Soma-Diskonnexion und die Selbst-Objekt-Organ-Verschmolzenheit. Dies wird zunächst im Hinblick auf psychoanalytische Krankheitslehre aufgearbeitet und dann in Relation zu psychoanalytischer Hermeneutik als negative Hermeneutik gesetzt. Entscheidend ist die Annahme, dass der Anschluss an zeitgenössische philosophische Hermeneutiken für die Psychoanalyse insofern ertragreich ist, als eine Thematisierung der Negativität Bezugnahmen auf das dynamische Unbewusste erlaubt.