Superstars und Menschenwürde. Erläuterungen zu einem zentralen ethischen Begriff
In
Bildung für Berlin. Berlin, Deutschland: Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung. pp. 70-75 (
2007)
Copy
BIBTEX
Abstract
„Ich habe gerade gelesen, dass man aus verschimmeltem Brot Penicillin machen kann. Und deshalb denke ich immer, man kann aus jedem etwas machen. Aber aus dir gar nichts."
Dieses Zitat stammt von Dieter Bohlen, dem berühmt-berüchtigten Juror in Deutschlands prominentestem Fernseh-Talentschuppen "Deutschland sucht den Superstar". Es ist einer von zahllosen Sprüchen, mit denen er (angeblich spontan) die Kandidatinnen und Kandidaten abkanzelt, die ihm nicht gefallen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, hat Bohlen deshalb Anfang 2007 vorgeworfen, nicht nur die "einfachsten Umgangsformen" zu missachten, sondern auch die Menschenwürde der Betroffenen verletzt zu haben. Mit dieser Kritik beruft sich Bischof Huber auf einen der prominentesten Begriffe in der Ethik, den Begriff der Menschenwürde, und zwar auf eine Weise, die die ganze Zwiespältigkeit dieses Begriffs deutlich macht. In meinem Beitrag möchte ich diese Ambivalenz als Ausgangspunkt nehmen, um zu skizzieren, was Menschenwürde eigentlich ist und worin das ethische Interesse an diesem Begriff besteht.