Abstract
Bei Diskussionen um den kognitiven Status von Tieren findet die Frage, ob Tiere über Sprache verfügen, besondere Beachtung. Das hat einen einfachen Grund: Sprachfähigkeit wird seit jeher als zumindest hinreichende Bedingung für Denken verstanden. Lässt sich zeigen, dass ein Tier über Sprache verfügt, dann hat man auch gezeigt, dass es ein denkendes Wesen ist. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die empirische Forschung zur Sprachfähigkeit von Tieren einen regelrechten Boom erlebt hat. So wird z. B. untersucht, ob Tiere über die Fähigkeit der Referenz verfügen, ob sie also Signale für die Bezugnahme auf Gegenstände verwenden und auch verstehen können. Die Herausforderung hierbei ist, eine plausible Abgrenzung zu einer reinen Reiz-Reaktion vorzunehmen. Aus diesem Grund wird nach einer gewissen Flexibilität sowohl im Äußerungs- als auch im Reaktionsverhalten gesucht. Wie es aussieht, sind einige Tiere zu referentieller Kommunikation in der Lage, z. B. Vervet-Affen, die je nach Fressfeind sowohl unterschiedliche Alarmrufe äußern als auch unterschiedliche Reaktionen hierauf zeigen, aber auch Schimpansen, Hühner und Delphine.