„Ewig rollt das Rad des Seins“: Der ,Ewige-Wiederkunfts-Gedankeʻ und seine Aktualität in der modernen physikalischen Kosmologie
Abstract
Die Vorstellung von einer Ewigen Wiederkehr des Gleichen ist uralt. FriedrichNietzsche hat sie übernommen, radikalisiert und vor allem ihre anthropologi-schen, psychologischen und existenziellen Aspekte ausgelotet, im Nachlass aberauch als physikalische Hypothese formuliert. Nachdem das physikalischeWeltbild der Statistischen Mechanik die Ewige Wiederkehr noch zu NietzschesLebzeiten denkbar oder sogar wahrscheinlich machte – allerdings unter anderenPrämissen –, geriet sie in der Kosmologie mit der Entdeckung der Expansionund Evolution des Alls spätestens seit den 1960er-Jahren in Misskredit, weil siemit der Urknall-Hypothese kaum zu vereinbaren schien. Umso überraschenderist es daher, dass in der aktuellen physikalischen Kosmologie eine zeitliche und /oder räumliche Ewige Wiederkehr erneut unvermeidlich erscheint – jedenfallsim Rahmen mehrerer unabhängiger und überdies konkurrierender kosmologi-scher Modelle, die die Urknall-Theorie erweitern. Dies bedeutet auch eine neueAktualität Nietzsches: Der ,Ewige-Wiederkunfts-Gedanke‘ und seine Implika-tionen sind wichtiger denn je für ein Verständnis der Welt, in der wir leben.