Geld ist nicht
Abstract
Benedikt Wallner, der als Rechtsanwalt in Wien bereits tausende Klienten gegenüber der Finanzwirtschaft vertreten hat, beleuchtet nicht nur die zunehmende Abhängigkeit der Einzelnen vom Geld, sondern auch die ideologischen Horizonte des gegenwärtigen Finanzsystems, das in vielerlei Hinsicht ersatzreligiöse Aspekte aufweist. Das sakral aufgeladene Geld verbindet sich nach Wallner mit einem Heilsversprechen, in dem dem Einzelnen die Erlösung von den Kontingenzen menschlichen Lebens in Aussicht gestellt wird. Seiner Auffassung nach funktioniert das Geldherrschaftssystem durchaus zufriedenstellend und effizient für seine Erfinder, so dass die Rede von der »Krise« einer Verortung bedarf. So wie es für Marx immer unverständlich blieb, dass der Arbeiter als eigentlicher Produzent der Güter in der kapitalistischen Ideologie der Selbstvermehrung des Kapitals verschwindet, so fragt auch Wallner am Schluss seines Beitrags, wie es möglich ist, dass in der entwickelten Industriegesellschaft zwar alles Geld »von den Märkten« und damit vom Konsumenten kommt, jedoch dieser Konsument – den früheren Leibeigenen nicht unähnlich – sich nach wie vor nur in der Rolle des den Zehent abliefernden Untertanen wiederfindet.