Das Geld, die Null und das Subjekt der Moderne
Abstract
Karl-Heinz Brodbeck geht den geistesgeschichtlichen Ursprüngen der kapitalistischen Marktwirtschaft nach, die in einer bestimmten Sicht des Geldes liegen. Im Unterschied zu Marx und Simmel, die »hinter« dem Geld Arbeitswerte oder subjektive Wertschätzungen ansetzten, bestimmt Brodbeck das Geld als eine »Denkform«, in der sich Menschen vergesellschaften. Die Gründzüge des Geldes als Denkform werden nach Brodbeck bereits in Leonardo Pisanos Liber abaci in aller Klarheit herausgestellt. Darin zeigt sich auch, dass der Aufstieg der Geldwirtschaft in Europa seit dem Hochmittelalter durch die Übernahme der Zahl Null aus dem indischen, genauer dem buddhistischen Denken befördert worden ist, da dieses Zahlensystem unendliche Quantitäten zu denken erlaubt. Aus der Denkform des Geldes lassen sich nach Brodbeck nicht nur die Momente der neuzeitlichen Idee eines grenzenlosen Wachstums, sondern auch die mathematische Naturwissenschaft, wie sie von Galilei und Descartes begründet worden ist, herleiten.