Abstract
Der Beitrag beschäftigt sich mit Fragen, die die kulturellen Grundlagen der Servicerobotik betreffen. Die Diskussion und Beantwortung dieser Fragen werden im Diskurs über Service-Robotik noch immer vernachlässigt. Zunächst wird erörtert, wie unabhängig Service-Robotik von kulturellen Vorgaben sein kann. Kulturelle Dispositionen haben Auswirkungen auf die angestrebte Adaptivität und Autonomie der Systeme, konkret auch auf deren Sensorik und Aktorik. Service-Robotik muss als kulturell eingebettete Technologie konzipiert werden. Nur in einer physischen und symbolischen Nähe zum konkreten Menschen kann sie zu einem adaptiven und kooperativen System werden. Es werden z.B. nicht nur Organe unterstützt, sondern auch organische Präferenzen, nicht nur Organe überboten, sondern auch kulturelle Vorgaben auf eine höhere Stufe gehoben. Letzteres führt zu einer besonderen Dynamik der Kultur, die sich in neuen Wünschen und Werten artikuliert, die bisher als unerreichbar galten, nun aber eine technische Realisierung erfahren können. Die mit der technischen Aufstufung des gesellschaftlichen Lebens einhergehende Mittelbarkeit der Lebensformen entbindet uns von vielen lebensnotwendigen Verrichtungen, setzt aber zugleich neue kulturelle oder soziale Zwänge. Dienstrobotik trägt dazu bei, die Basis unseres Zusammenlebens neu zu vermessen und nötigt uns diese Basis zu gestalten und reflexiv zu begleiten.