Abstract
Die Themen ›Alter‹ und ›Altern‹ begegnen in der Philosophie der Neuzeit, mithin vom Zeitalter der Renaissance bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, lediglich am Rande. Seit der frühen Neuzeit fehlt ein kohärent sich entwickelnder, aufeinander aufbauender Problemdiskurs, so dass es weder möglich ist, eine Art »Ideengeschichte des Alters in der Neuzeit« noch eine kohärente Diskursgeschichte zu rekonstruieren. Vereinzelte und verstreute Anmerkungen überwiegen bei Weitem die systematisch geschlossene Behandlung des Themas. Wo das Thema dennoch in philosophischer Perspektive auftaucht, dort geschieht dies zumeist in Anknüpfung an die klassischen Themenaufarbeitungen von Platon, wenn es um den Alterstrost geht, und Aristoteles, wenn es um die Altersklage und den Altersfluch geht, vor allem aber an das in der Neuzeit vielfach gedruckte und zunehmend auch in die Sprache des Volkes übersetzte, mithin höchst präsente Werk Ciceros De senectute. Die philosophiegeschichtlich wirkmächtigen Ansätze der Neuzeit, die wie Rationalismus, Empirismus, Idealismus, Sensualismus, Materialismus etc. sowie deren epochenspezifischer Problemhorizont haben auf die Neuausrichtung des Altersdiskurses direkt zumeist nur einen geringen Einfluss, während Anthropologie und Naturphilosophie der Neuzeit den sich in der Neuzeit entwickelnden medizinisch-naturwissenschaftlichen Altersdiskurs enorm beeinflussen.