Ein unbekanntes byzantinisches Kleinkapitell aus Kauniōn Panormos

Byzantinische Zeitschrift 98 (2):569-574 (2005)
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Abstract

Einleitung Die Ausbreitung des Massentourismus und die Grundstücksspekulation gefährden frühbyzantinische und byzantinische archäologische Stätten im südwestlichen Kleinasien akut. Wie nun schon in den 1980er Jahren ein Vier-Sterne-Hotel einer spanischen Hotelkette direkt in das weit ausgedehnte spätantike und byzantinische Ruinengebiet von Kauniōn Panormos, das mittelalterliche Prepia (der heutige Name des benachbar ten Örtchens ist Sarigerme), das an der Mündung des Sarisu Çayi – zu deutsch: Gelbwasser-Fluß – im westlichen Lykien gelegen ist, hineingebaut wurde, so sind nun schon vorbereitende Hotelbauarbeiten im Auftrage einer weiteren europäischen Hotelkette mitten im spätantiken Ruinengebiet der Ala-Kilise-Bucht (Anastasioúpolis?) in Karien im vollen Gange, nun soll hier in der Nähe noch eine Appartmenthaussiedlung entstehen. Ein Hilferuf des Verfassers bei der UNESCO Suborganisation ICOMOS verhallte bisher ungehört. Das Ruinengebiet von Sarigerme befindet sich südwestlich von Dalaman und südöstlich der Polis Kaunos. Auf der Kauniōn Panormos (Prepia) unmittelbar vorgelagerten Papas-Insel (Baba Adasi) befindet sich die Ruine eines antiken Mausoleums oder eines Leuchtturms und genauso wie Kaunos verfügte das Bistum (Kaunion) Panormos über ein in der Spätantike allerdings wohl noch intaktes, heute versumpftes, Hafenbecken. Offenbar im Zuge von Bauarbeiten in der Hotelanlage von Sarigerme wurden zwei im Ruinengebiet gefundene Kapitelle vor die Lobby des Hotels verschleppt. Es handelt sich hierbei zum einen um ein größeres korinthisches Normalkapitell aus Marmor mit einer durch ein Profil zweigeteilten Abakusleiste (vgl. Abb. 1), das möglicherweise ursprünglich aus einer der beiden großen Basiliken – von denen eine die Bischofskirche gewesen sein wird – des Ortes stammt und welches dem 5./6. Jh. zugeordnet werden kann, zum anderen um ein byzantinisches Kleinkapitell aus feinkristallinem weißen Marmor (vgl. Abb. 2–4). Das größere korinthische Kapitell gehört zu einem weit verbreiteten Standardtypus und soll deswegen hier nicht weiter besprochen werden. Das Kleinkapitell zeigt jedoch ein einzigartig gestaltetes Dekor, für das dem Verfasser bisher kein direktes Vergleichsbeispiel bekannt ist und das, durch diese kurze Vorlage, sicherlich eine Bereicherung des provinziellen byzantinischen Bauplastik-Katalogs sein wird.

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