Der Aufsatz vertieft bestehende feministische Lesarten von Canettis Blendung, indem er zentrale intertextuelle Bezüge offenlegt und den Roman in den Kontext jener Debatten stellt, die nach dem Ende des ersten Weltkriegs in Europa geführt worden sind. Der Beitrag beschäftigt sich insbesondere mit der Rolle der Misogynie, die Canetti als vermeintliche Lösung der notorischen „Krise des Subjekts“ und festen Bestandteil der Hochkultur kritisiert. Das Augenmerk gilt nicht allein den weiblichen Figuren, sondern auch der narrativen Konstruktion des „Weiblichen“; umso schärfere Konturen gewinnen (...) dadurch Canettis Kritik und sein bitterböser Witz. Herkömmliche Lesarten wie diejenige Russell Bermans, der den Roman in den Dienst eines “charismatic modernism” zu stellen versucht, werden sich am Ende als revisionsbedürftig erweisen. (shrink)