Abstract
Im Zentrum der Untersuchung über "Darwin und das Problem der evolutionären Ethik" steht die Frage, welche Erklärung Darwin für das Phänomen der Genese und der Entwicklung der menschlichen Moral gibt. Erklärt Darwin menschliche Moral durch das Prinzip der natürlichen Selektion und Variation und optiert er damit für ein evolutionstheoretisches Erklärungsmodell? Oder lassen sich bei Darwin Argumente finden, die vielmehr eine Gegenposition hinsichtlich der Annahme einer evolutionären Ethik implizieren? Unter Berücksichtigung der relevanten Positionen der Soziobiologen wird geklärt, welche Relation zwischen normativen Richtlinien und biologischen Erkenntnissen besteht, um davon ausgehend die Darwinsche Position hinsichtlich ihrer begründungsrelevanten Bedeutung für die Ethik zu analysieren. Darwins Überlegungen zum Komplex des moralischen Gefühls, das für ihn das Kriterium einer grundlegenden Differenzierung zwischen Mensch und Tier liefert, stehen im Vordergrund der Analyse, die auf die These hinausläuft, daß Darwin als Gegner einer evolutionär begründeten Ethik zu betrachten ist