Abstract
Wer sich als junger Mann in der DDR für Philosophie interessierte, hatte Zugang zu wenigen, sporadisch verlegten, klassischen Texten bis zum Deutschen Idealismus plus Feuerbach sowie den Erzeugnissen des Marxismus/Leninismus. Von der westlichen, insbesondere der westeuropäischen Philosophie des späten 19. und des 20. Jahrhunderts war er komplett abgeschnitten. Bereits Schopenhauer und Nietzsche waren tabu. Hatte man das seltene Glück, deren Schriften antiquarisch erwerben zu können, erforderte dies die Vorlage eines – wie der Volksmund formulierte – „Giftscheines“, das heißt eines sogenannten wissenschaftlichen Verwendungsnachweises.