Abstract
ZusammenfassungIn dem Beitrag wird die These vertreten, dass die für Deutschland typische „biologische Perspektive“ (Lynn Nyhart) mit ihrem Interesse am lebenden Tier nicht nur die naturkundliche Praxis während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in vielfältiger Weise beeinflusste, sondern auch die Illustrationen der populären Zoologie, wie etwa in Brehms Thierleben, prägte: Die Zeichner bevorzugten als Modelle nun lebende Tiere, die sie in den zoologischen Gärten studierten; dabei stellten sie diese häufig in ihrer natürlichen Umgebung dar, die sie aus Mangel an eigener Kenntnis aber imaginieren mussten. Ein weiteres beliebtes Genre in der populären Zoologie waren die Darstellungen von kämpfenden Tieren, die nicht zuletzt durch ihre Dramatik ins Auge fielen. Die ersten Tierfotografen orientierten sich an diesen Merkmalen der zoologischen Illustrationen und gaben ihren Aufnahmen mit Hilfe von Manipulationen, Inszenierungen und Retuschen den Eindruck von natürlicher Umgebung und Dramatik. Dennoch betonten sowohl Zeichner als auch Fotografen die Naturtreue und – darauf beruhend – den wissenschaftlichen Wert ihrer Abbildungen. Sie prägten damit eine „biologische“ Tierfotografie, die es nach der Jahrhundertwende engagierten Amateuren ermöglichte ein populäres Werk der heimischen Tierwelt zu schaffen, das breite Anerkennung fand.