Abstract
Among contemporary epistemologists of testimony, David Hume is standardly regarded as a ‘global reductionist’, where global reductionism requires the hearer to have sufficient first-hand knowledge of the facts in order to individually ascertain the reliability of the testimony in question. In the present paper, I argue that, by construing Hume’s reductionism in too individualistic a fashion, the received view of Hume on testimony is inaccurate at best, and misleading at worst. Overall, Hume is much more willing to regard testimonial acceptance as a natural response to testimony than has traditionally been thought. In particular, Hume believes that indirect evidence of human nature and of the social world around us, can take the place of first-hand evidence of the track record of individual speakers or specific classes of testimony. In developing this interpretation of Hume’s views on testimony, the present paper draws on discussions found in the Treatise, the Enquiry, and in Hume’s writings on historical knowledge. In der zeitgenössischen Debatte um den erkenntnistheoretischen Status zeugnisbasiertenWissens wird gern auf David Hume als den Urheber eines „globalen Reduktionismus“ verwiesen, demzufolge der Zeugnisempfänger über ausreichend empirische Belege für die Verlässlichkeit des betreffenden Zeugnisses verfügen muss. Im vorliegenden Aufsatz soll gezeigt werden, dass die in der Literatur vorherrschende Meinung ein übertrieben „individualistisches“ Bild von Humes Reduktionismus zeichnet; dadurch wird Humes Position in der gegenwärtigen Debatte ungenau und bisweilen irreführend wiedergegeben. Bei genauerer Betrachtung erweist sich Hume als ausgesprochen aufgeschlossen gegenüber dem Akzeptieren fremden Zeugnisses und sieht darin eine Art Grundmuster im testimonialen Umgang mit anderen. Insbesondere konzediert Hume, dass indirekt erworbenes Wissen um die menschliche Natur und die soziale Welt an die Stelle direkter Belege für die Verlässlichkeit einzelner Zeugen treten kann. Die im vorliegenden Aufsatz entwickelte Neuinterpretation stützt sich auf den Treatise, den Enquiry und auf Humes Schriften zum Problem der historischen Erkenntnis.