Abstract
Die Wirtschaftsphilosophie reflektiert erkenntnistheoretische und methodologische Aspekte sowie deren praktische Konsequenz in Hinblick auf ökonomische Theoriebildung. Im vorliegenden Beitrag wird die Relationale Ökonomik als ein Forschungsansatz entwickelt, der Institutionen und Governance-Formen wirtschaftlicher Transaktionen – Person, Organisation, Markt – zu differenzieren und insbesondere auf die Firma als organisiertes Kooperationsprojekt moderner Gesellschaften abzustellen vermag. Diskutiert werden die analytischen Grundeinheiten der Relation wirtschaftlicher Ereignisse, bestehend aus der Transaktion, ihrer Governance-Struktur sowie den polylingualen, polykontexualen und polykontexturalen Rahmenbedingungen. Für die Governance moralökonomischer Transaktionen als ökonomische Transaktionen mit einer temporär dominanten moralischen Dimension ist ein relationales Verständnis von Ökonomik unabdingbar. Charakteristikum moderner Ökonomien sind soziale Kontexte und gesellschaftliche Erwartungen, die in Form von Corporate Responsibility, Shared Value Creation und intersektoralem Stakeholder-Management thematisiert und in der Firma verarbeitet werden. Eine aktuelle Herausforderung für die Firma und ihre Corporate Governance, insbesondere für das Integritäts- und Compliance-Management, ist die Reichweite und konkrete Umsetzung risikobasierter Sorgfaltspflicht sowie die Sicherstellung einer Integritäts- und Werteorientierung in den Geschäftsprozessen. Die relationale Ökonomik reflektiert deren endogene Normativität als notwendigen Bestandteil einer ökonomischen Theorie der Governance.