Abstract
Wissenschaftliches Fehlverhalten ist in der Forschungspraxis omnipräsent und hinterlässt Spuren: Dies kann einerseits mit der Tatsache zusammenhängen, dass die Forschenden unter einem enormen Zeitdruck stehen und die Qualität der wissenschaftlichen Publikationen darunter leidet. Andererseits schließt der Begriff auch Datenmanipulationen aller Art ein, die nicht mehr mit Irrtum zu begründen sind, sondern mit Vorsatz. Solche Fälle sind immer wieder zu beobachten, aber sie werden in den Medien trotz eines starken Anstiegs von Retractions seit der Jahrtausendwende nicht ausreichend diskutiert. Um diesem Phänomen mehr Raum zu geben und entsprechende Ansätze und Lösungen zu finden, wie mit Verstößen gegen die gute wissenschaftliche Praxis verfahren werden kann, die nachweislich an Hochschulen in Deutschland festgestellt wurden, unternimmt die vorliegende Studie den Versuch wissenschaftliche Bibliotheken als Dienstleister in diesen Klärungsprozess einzubeziehen, indem sie deren Rollen und Möglichkeiten erörtert. Zu diesem Zweck wurden Expert*innen befragt, die sich in ihrer Berufspraxis mit akademischer Integrität beschäftigen. Anschließend wurden die Expert*inneninterviews mit gängigen Methoden der qualitativen Sozialforschung ausgewertet, die Aufschluss über mögliche Herausforderungen und Chancen geben.