Abstract
Dieses Grundlagenwerk soll die Fundamente der Erkenntnistheorie und philosophischen Ethik vollständig neu herleiten, sowie den aktuellen Forschungsstand kritisch zusammenfassen. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwiefern Erkenntnis der Wirklichkeit möglich ist, sowie die Suche nach elementaren, rationalen Rechtfertigungen, auf denen jegliche Erkenntnis aufbaut.
Über fünfzehn Jahre hinweg habe ich dazu das Rechtfertigungsproblem ergründet, sowie herkömmliche Theorien und Argumentationen umfassend analysiert. Mit diesem Grundlagenwerk will ich einen voraussetzungsfreien, vollständig hergeleiteten Erkenntnisstand schaffen und ihn auf ein sicheres Fundament stellen. Mein Ziel ist es, eine moderne Erkenntnistheorie aufzustellen, die eine vollständige Rechtfertigung auf allen Ebenen liefern kann.
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Programm (mit fachlichen Begrifflichkeiten):
Der erkenntnistheoretische Teil untersucht die ontologischen und epistemischen Fragen des Realismus von Wirklichkeit und Bewusstsein. Es zeigt sich, dass sich die physikalische Wirklichkeit möglicherweise fundamental und damit auch ontologisch von (phänomenalen) Bewusstsein unterscheidet, welches durch die Wirklichkeit determiniert zu sein scheint (psychophysische Supervenienz; Epiphänomenalismus). Es wird untersucht, inwiefern die Existenz und Erkennbarkeit der Wirklichkeit aus einem direkten, naiven – aber rechtfertigungstheoretisch grundlegenden – Realismus logisch übertragen werden kann (externalistische, realistische Rechtfertigung), sowie ob sich die Realismus-Hypothese der Wirklichkeit auch aus selbstevidenten Basisüberzeugungen einer Fundierungstheorie (unseren momentanen Bewusstseinsinhalten) sowie fundamentalen Schlussmethoden rational begründen lässt (internalistische Rechtfertigung). Unsere fundamentalen Schlussmethoden, um von Gegebenen auf Unbekanntes zu schließen, lassen sich als bestimmte Arten von Induktion und Abduktion identifizieren, deren herkömmliche Begründungsversuche untersucht werden. So werden unsere induktiven, abduktiven, rationalen und logischen Grundlagen für Erkenntnisse, Annahmen und Theorien analysiert.
Da Überzeugungen über Basisüberzeugungen hinaus immer unsicher sind, muss ihre Rechtfertigung nach dem Regressproblem in fundamentalen Schlüssen bzw. Rechtfertigungen enden, die schlicht gegeben sind, und nicht weiter gerechtfertigt werden können. Es zeigt sich, dass diese Schlüsse (bzw. Rechtfertigungen von nicht-Gegebenen) möglicherweise unserer fundamentalen intuitiven Rationalität bzw. Logik entspringen (Intuitionismus) – bzw. nur dadurch gerechtfertigt werden können, dass sie dieser entsprechen. (Dies entspricht einer intuitionistisch bzw. internalistisch-naturalistisch erweiterten Fundierungstheorie.) Diese rein idealistische Argumentation, wird durch die Annahme, dass wir in einer physikalischen Wirklichkeit leben, „bestätigt“, da unser gesamtes Denken letztlich durch die Strukturen unseres Gehirns determiniert ist (Evolutionäre Erkenntnistheorie).
Abduktion und Induktion scheinen der rational alternativlosen, fundamentalen kognitiven Disposition zu entspringen, Gleichheiten bzw. sich wiederholende Unterschiede zusammenzufassen, und logische Verknüpfungen zu erkennen. Dies entspricht einer Reduktion gegebener Evidenz auf einen Informationsgehalt. Die realistische Rechtfertigung von Abduktion und auf ihr basierender Induktion scheint ebenfalls aus unserer fundamentalen Rationalität zu entspringen, und in ihrer Überzeugungsstärke an die Stärke der reduktiven Abduktivität gekoppelt zu sein. So nehmen wir reale, notwendige, induktiv fortgesetzte Gesetzmäßigkeiten an.
Jeder externalistische Erkenntnisanspruch scheint nur internalistisch gerechtfertigt werden zu können. Auch eine Rechtfertigung mittels Kohärenz (Kohärentismus) scheint auf Abduktion zu gründen. Die alltäglichen Verwendungen der Begriffe Wahrheit und Wissen verweisen aufgrund ihrer verschiedenen, aufeinander aufbauenden, fehlbaren Rechtfertigungsarten bzw. -stärken auf einen Kontextualismus des Begriffs der Rechtfertigung. Wahrheit und Wissen scheinen also möglicherweise für ein Subjekt nur unvollständig gerechtfertigt sein zu müssen, bis die Unvollständigkeit bzw. Fehlbarkeit ihrer Rechtfertigung begründet aufgezeigt wird (Epistemic Conservatism).
Der Teil zur philosophischen Ethik untersucht das Konzept der Normativität und ethische Begriffe wie das Sollen, der Wertung und das Gute. Ethische/moralische Inhalte werden hinsichtlich ihrer Ontologie, Bedeutung, Wahrheit und Objektivität untersucht. Dazu zählt eine Analyse ethischer Theorien und Konzepte, wie Sensualismus, Subjektivismus, Relativismus, Realismus, Teleologie, Deontologie, Utilitarismus und moralischer Status. Dabei wird unter anderem geklärt, ob normative Fragen letztlich in kausalen Fakten gründen müssen (Naturalismus, Nonkognitivismus), also insofern rein beschreibend beantwortet werden können. Zuletzt wird eine präzise Definition des Begriffs der Gerechtigkeit aufgestellt.