Abstract
Unter Bezugnahme auf den bisher nur auf Französisch erschienenen Text Rancières ‚École, production, égalite‘, versuchen die Autoren den häufig anzutreffenden Eindruck zu korrigieren, dass mit dem ‚unwissenden Lehrmeister‘ die Schule als solche, als institutionelle Form grundsätzlich infrage gestellt werde. Im fokussierten Text argumentiert Rancière für ein Verständnis der schulischen Form als eines Freiraums, in dem weder die Herkunft noch andere Merkmale der Schüler*innen eine Rolle spielen und der gleichzeitig von gesellschaftlichen oder ökonomischen Erfordernissen und Zielvorgaben entkoppelt ist. In dieser scholastischen Fabel bildet die Schule einen Raum, der per se mit anderen gesellschaftlichen Zugehörigkeiten bricht und so ein Spiel des Lernens ermöglicht, in dem unter gleichen Voraussetzungen und in einer geteilten Gemeinschaft, Handlungsfähigkeiten erworben werden, die keiner vorgegebenen Ordnung entsprechen müssen. Jene Fabel erzählt davon, dass hier jeder grundsätzlich alles lernen kann. Für die Autoren bildet diese Form der Erzählung einen Bezugspunkt, um die mit den industriellen Revolutionen einsetzende funktionale Ausrichtung schulischer Lernprozesse zu kritisieren.