Abstract
Wir haben in diesem Beitrag ein Interpretationsproblem aus Kants KrV zur Sprache bringen wollen, welches aufgrund der Feststelling entsteht, dass wir in diesem Werk zwei verschiedene, a priori bestimmende Grundprinzipien vorfinden, denen gegenüber Objektbegriffe überhaupt vom transzendental-subjektiven Standpunkt aus als durchgängig bestimmt seiend angesehen werden müssen. Einerseits (Analytik) steht im Lehrbegriff von Kants transzendentalem Idealismus in bezug auf die a priori Erscheinungskonstitution von Objekten überhaupt die transzendentale Einheit der Apperzeption im Mittelpunkt : „prineipium originarium der Erscheinungen”. Andererseits (Dialektik) stellt der Autor in der theologischen Idealidee der reinen Vernunft das Urbild (Prototypon) aller Dinge heraus, welches als Grundprinzip der durchgängigen Bestimmung aller Dinge zugrundegelegt wird und die oberste und vollständige materiale Möglichkeitsbedingung dieser Dinge darstellt, und auf welches alles Denken der Gegenstände überhaupt ihrem Inhalt nach zurückgeführt werden muss. Vom Blickpunt der Erscheinungskonstitution der Dinge aus haben wir an erster Stelle in bezug auf die transzendentale Formbestimmung die Bestimmung-als-Ermöglichung von Objekten überhaupt untersucht : In der ästhetisch-intellektuell vollständig bestimmten figürlichen Synthesis werden alle Bestimmungen betreffs des Seins der Phänomene von seiner transzendentalen Möglichkeit her in der der menschlichen Natur adäquatesten Form festgelegt. Vom gleichen Blickpunkt aus haben wir anschliessend in diese a priori Formbestimmung den transzendentalen Inhalt mit einbezogen, der durch eine transzendentale Logik in ihren synthetisch-kategorialen Bestimmungsformen eingeführt wird, insbesondere in ihrer a priori transzendentalen Realitätskategorie. Ihre Schematisierung — Zeitinhalt — bestimmt schliesslich als a priori Inhalt eines Objektbegriffs überhaupt die Füllung einer komplexen Integration reiner (durch Verstandeskategorien geregelter) Zeitverhältnisse. Wir schliessen diese Untersuchung in Form einer Frage ab : Wie ist das Sein der Phänomene in ihrer vollständigen Seinsbestimmung einerseits von diesem entwickelten transzendentalen Idealismus aus zu verstehen, wenn andererseits eine transzendentale Theologie hinzugezogen wird ?