Abstract
Wie Herrschaft kritisieren, wenn Kategorien wie Staat, Souveränität und Demokratie nicht mehr funktionieren? Der Regimebegriff verspricht einen Ausweg aus diesem praktischen wie theoretischen Dilemma. Er soll nicht nur helfen, Macht und Herrschaft besser zu verstehen, sondern auch eine neue Grundlage für tiefere und radikalere Gesellschaftskritik bieten: Das Denken in Regimen bezieht Denk- und Wahrnehmungsmuster in die Analyse und Kritik von gesellschaftlichen
Strukturen, (politischer) Macht und alltäglichen Normen und Praxen ein.
Kurz: Regimeanalysen helfen uns zu sehen, was sonst unsichtbar bliebe, wie etwa die rassistische Regulierung von Migration, die Normierung von Geschlechterverhältnissen oder die Neoliberalisierung von Universitäten. Es wundert nicht, dass ein Begriff, mit dem solch verschiedene Phänomene beschrieben werden können, »sehr weitläufig und oft ungenau und spekulativ« ist. Die AutorInnen aus dem Umfeld der Wiener Akademie der Künste führen deshalb in ihren Buchbeiträgen zunächst in die unterschiedlichen Regimebegriffe ein und möchten untersuchen, »welchen diskursiven und politischen Gewinn er verspricht und tatsächlich bringt.«