Politische Theologie im und Ausgang des Deutschen Idealismus

J.B. Metzler / Springer (forthcoming)
  Copy   BIBTEX

Abstract

Fragestellungen zur politischen Theologie finden in der akademischen und philosophischen Diskussion der Gegenwart zunehmend wieder Interesse. Der Anfang des 21. Jahrhunderts sieht sich mit einer Wiederkehr – oder Permanenz – religiöser Phänomene und Symptome konfrontiert, wie sie im Bereich des politischen und sozialen Lebens überwunden schienen. Über eine oberflächliche Beschreibung hinausgehend provoziert diese Diagnose ein kritisches Nachdenken über den Status und die Perspektiven des Zustands der «säkularisierten» Moderne und der Gegenwart und über das Wesen der «Säkularisierung» überhaupt. Welches sind die Bedingungen, von denen die – scheinbar – säkularisierte Moderne und ihre politisch-moralischen Ansprüche abhängen? Inwiefern sind Figuren der politischen Theologie, zumal in der Linie der jüdisch-christlichen Tradition, für die Deutung und das begriffliche Erfassen der Moderne und der Gegenwart hilfreich, inwiefern bilden sie gar deren notwendige – geschichtsphilosophische oder normative – Voraussetzung? Während diese Fragestellungen in der philosophischen Diskussion des 20. Jahrhunderts prominent etwa bei Carl Schmitt oder Erik Peterson, beim jungen Georg Lukács, bei Ernst Bloch, Franz Rosenzweig, Walter Benjamin oder Jacob Taubes, bei Karl Löwith, Eric Voegelin oder Hans Blumenberg oder, in der Gegenwart, bei Michael Walzer oder Giorgio Agamben ihre Formulierungen finden, ist ihr historischer und systematischer Ursprung in der Klassischen Deutschen Philosophie bisher nur wenig erforscht. Probleme und Konstellationen aber, die sich – in einem weit verstandenen Sinne – als «politisch-theologisch» bezeichnen lassen, bestimmen die thematischen Gegenstände und die innere Struktur des nachkantischen Idealismus in vielfältiger Weise: Angefangen beim Ältesten Systemprogramm des Deutschen Idealismus lassen sie sich – im komplexen Spannungsfeld von Religions-, Geschichts-, Moralphilosophie und politischer Philosophie, doch auch von Metaphysik und Ästhetik – nicht nur beim frühen Hegel und in dessen reifem System, sondern auch bei Fichte und Schelling finden. Die Frage, welche Verbindungslinien sich von diesem Ursprung her zu den prominenten späteren Positionen politischer Theologie und deren gegenwärtigen Verhandlungen und (Re-)Artikulationen nachzeichnen lassen und wie diese sich von hier aus allenfalls ergänzen oder kritisch befragen ließen, drängt sich daher auf. Die Beiträge des Bandes denken über diese Problematik unter verschiedenen Aspekten nach. Welche sachliche Tragweite haben Figuren politischer Theologie bei Fichte, Hegel und Schelling und in deren (wirklichem oder möglichem) Dialog mit der jüdisch-christlichen Tradition oder anderen früheren und späteren philosophischen Positionen? Welches kritische, emanzipatorische oder utopische Potential lässt sich mit diesen Figuren in Zusammenhang bringen und welche systematischen Funktionen üben sie aus? Auf welche Herausforderungen geben die politisch-theologischen Konzepte und religionsphilosophischen Entwürfe des Deutschen Idealismus in der Moderne – und angesichts der Komplexität ihrer mannigfaltigen Herausforderungen und Krisen – eine Antwort? Wie ließe sich im Rückgang auf diese Konzeptionen die Gegenüberstellung von «säkular» und «nicht-säkular», von «theologisch» und «politisch» womöglich grundsätzlich in Frage stellen? Ferner: Welche Differenzierungen im Begriff «politischer Theologie» könnten von hier aus – in Auseinandersetzung mit späteren Interpretationen und Bestimmungen – vorgenommen werden? Und was, schließlich, könnte damit im Blick auf eine kritische Durchdringung unserer Gegenwart und auf ihre Ansprüche und Anforderungen zuletzt auf dem Spiel stehen?

Other Versions

No versions found

Links

PhilArchive



    Upload a copy of this work     Papers currently archived: 101,518

External links

  • This entry has no external links. Add one.
Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Similar books and articles

Fichte und die Gesellschaft.Carla de Pascale - 2003 - Fichte-Studien 24:95-102.
„Soziologen brauchen wir nicht“: Kritische Theorie, Arbeiterbewegung, Gewerkschaften.Joachim Beerhorst - 2019 - In Uwe H. Bittlingmayer, Alex Demirović & Tatjana Freytag (eds.), Handbuch Kritische Theorie. Springer Fachmedien Wiesbaden. pp. 1043-1075.

Analytics

Added to PP
2025-02-01

Downloads
0

6 months
0

Historical graph of downloads

Sorry, there are not enough data points to plot this chart.
How can I increase my downloads?

Author's Profile

Gregor Schäfer
University of London

Citations of this work

No citations found.

Add more citations

References found in this work

No references found.

Add more references