Präsenz und die neuen Grenzen der Interpretation: Ästhetische Erfahrungen, heilige Texte, auratische Stimmungen

In Jan Borkowski, Stefan Descher, Felicitas Ferder & Philipp David Heine (eds.), Literatur interpretieren: Interdisziplinäre Beiträge zur Theorie und Praxis. Mentis. pp. 119-143 (2015)
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Abstract

Der Beitrag geht davon aus, dass sich die präsenztheoretischen Ansätze in der Literaturwissenschaft als bislang radikalste Infragestellung gängiger Modelle von Interpretation, seien sie hermeneutischer, strukturaler oder gar dekonstruktivistischer Natur, erfassen lassen. Im Zentrum steht die Frage, wie sich diese Ansätze im Kontext einer literaturwissenschaftlichen Interpretationstheorie verorten lassen, wie man ihre Radikalität selbst wiederum literaturwissenschaftlich erfassen kann und welche interpretationstheoretischen Implikationen sich daraus ableiten lassen. Als präsenztheoretische Ansätze gelten all jene Positionen, die auf Interpretation zugunsten eines als auratisch oder epiphanisch zu beschreibenden ästhetischen Erlebens verzichten (George Steiner, Dieter Mersch, Hans Ulrich Gumbrecht). Der Beitrag zeichnet eine Verwerfungslinie zwischen repräsentationalistischen oder differentialistischen Prinzipien der Textbedeutung einerseits und ihrer präsentischen Infragestellung oder Subversion andererseits nach. Auch wenn diese Modelle ihre Radikalität unterschiedlich ausspielen – die Bandbreite reicht von einem Verbot des Sekundären bei Steiner bis hin zu einem Kooperationsmodell zwischen Präsenz- und Sinneffekten bei Texten wie bei Gumbrecht –, lassen sich aus der Konfrontation beider Positionen Rückschlüsse sowohl auf die Prinzipien präsenztheoretischer Modelle als auch auf eine grundlegende Konzeption von Interpretation ziehen. An einem Beispiel wird gezeigt, warum sich eine präsenztheoretische Auseinandersetzung mit einem Text selbst nur als Beschreibung einer Disposition eines solchen ästhetischen Erlebens verstehen kann, aber dennoch in die Muster der Interpretation zurückfällt. Gleichzeitig zeichnet sich eine Heuristik ab, die zeigt, wo und wie Texte selbst solche Dispositionen inszenieren, um ihre eigene Interpretation zu steuern oder zu unterlaufen. Zudem können so Ausdifferenzierungsmuster im Feld literaturtheoretischer Interpretationsmodelle deutlich werden, an denen sich Formen der Affirmation und Negation literaturtheoretischer Konstituenten wie Text und Bedeutung und das Spiel sich radikalisierender Überbietungsgesten ablesen lassen.

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