Abstract
ZusammenfassungKreuzfahrtschiffe zählen gegenwärtig zu den beliebtesten und zugleich umstrittensten Verkehrsmitteln. Das überdimensionale Schiff vor der Kulisse des historischen Zentrums von Venedig wurde zu einem ikonischen Bild. Der Artikel beleuchtet den Hintergrund dieser Debatte und untersucht die Verräumlichung der Kreuzfahrtindustrie durch Infrastrukturen und ihre Auswirkungen auf Venedig und die Lagune aus kulturanalytischer Sicht, und nimmt die Schnittmenge von kulturwissenschaftlicher Technikforschung und Technikgeschichte, kulturwissenschaftlicher Stadtforschung und der Analyse sozialer Bewegungen in den Blick.In meinem Beitrag zeichne ich die Entwicklung dieser Zusammenhänge nach und zeige, wie Aktivist:innen, Vereine und engagierte Bürger:innen diese Verflechtungen aufgreifen und performen. Der Protest machte das Schiff zu einem wirkmächtigen Symbol für die infrastrukturelle Aneignung und Umgestaltung natürlicher und städtischer Räume. Da Transport- und Verkehrswege stets den Alltag der Menschen beeinflussen, gilt es, ihre Auswirkungen auf Praktiken, Räume und Beziehungen zu berücksichtigen, besonders in einer Stadt wie Venedig, wo Fuß- und Wasserwege stark zur Identität der Stadt und ihrer Bewohner:innen beitragen. Durch die Aktionen, das implizite Wissen über lokale Räume und das explizite Wissen, das das Protestnetzwerk produziert, widersetzt es sich hegemonialen Diskursen und trägt zugleich zu diesen bei. Ich argumentiere, dass das Schiff zu einer Metapher des globalen Kapitalismus wurde und daher als Symbol mit transnationaler Wirkung fungiert.