Warum ist alles Seiende gut? Boethius' Argumentation in De Hebdomadibus
Abstract
Der Aufsatz hat eine detaillierte Darlegung von Boethius’ Argumentation zum Ziel, wonach alles Seiende gut ist. In einem ersten Schritt werden die sogenannten Axiome präsentiert, welche die Prämissen für das Argument bilden,vor allem Boethius’ bemerkenswerte und berühmte Unterscheidung von esse und id quod est. In einem zweiten Schritt wird das Argument als solches diskutiert, mit besonderem Augenmerk auf die Frage, in welcher Hinsicht das Seiende gut sein soll. Dies führt zu einem dritten Schritt, in dem gezeigt werden kann, dass Boethius eine alternative Auffassung des Transzendentale bonum bietet, verglichen mit der späteren Doktrin von Thomas von Aquin, die vollständig auf Aristoteles zurückgeht.The aim of this paper is to provide a detailed explanation of the complex argument used by Boethius to prove that all beings are good. In a first step, the so called axioms which form the premises of the argument will be presented, most notably Boethius’ remarkable and famous distinction between esse and id quod est. In a second step, the argument itself will be discussed, especially the question: in what respect are things supposed to be good. This leads to a third step, in which it will be shown that Boethius offers a different concept of the bonum transcendentale than Aquinas does, whose concept of bonum was derived completely from Aristotle