Abstract
Karikaturenstreit und „Charlie Hebdo“ haben gezeigt, wie sensibel das Thema Bilderverbot interkulturell ist, ohne dass vielerorts Bewusstsein von der Problematik des Bildhaften existiert. Die Anikonik in verschiedenen religiösen Kulturen ist auch in säkularen Zeiten ein kulturprägendes Moment und wirkt bis in den aktuellen philosophischen Streit um Bildsemiotik oder Bildphänomenologie hinein. Eine mögliche und interkulturell akzeptable Lösung dieses Streites muss also nicht nur der westlichen Präsenzmetaphysik genügen, sondern auch den Strömungen der negativen Theologie in vielen Kulturen Rechnung tragen, die es schließlich auch im Christentum gibt. Der Beitrag schlägt eine an Derrida orientiere Lösung vor, der – mit einem anderen Zeichenbegriff – sowohl als Bildsemiotiker als auch als Bildphänomenologe gelesen werden kann.