Abstract
Mit den Begriffen Self-Tracking, Selbstvermessung, Lifelogging oder auch personal analytics werden in der Regel mit Quantifizierungstechniken zusammenhängende Praktiken bezeichnet, die Aspekte des Selbst mit Hilfe von Zahlen und Kalkulationen sichtbar, auf vielfältige Weisen thematisierbar und damit auch bearbeitbar zu machen versprechen. Die Debatte um die Diffusion von Self-Tracking-Praktiken polarisierte von Anfang an. Hoffnungen auf Ermächtigung und Emanzipation stehen kritische Stimmen unter den Stichworten Optimierung, Gouvernementalität, Biomacht, Entfremdung und Verdinglichung gegenüber. Gewisse Nähen des Self-Tracking zum Optimierungsbegriff sind nicht von der Hand zu weisen, allerdings birgt die Plausibilität des Optimierungsnarrativs das Risiko, die Variabilität von Motiven sowie von praktischen Aushandlungs- und Situierungsprozessen zu übersehen und der Ambivalenz des Phänomens Self-Tracking entsprechend nicht beizukommen.