Abstract
Der Beitrag richtet sein das Interesse auf moralische Kollektive, die ‚gute‘ und ‚böse‘ Bilder als kommunikative Referenzen nehmen, um sich zu formieren. In den Fokus des sozialwissenschaftlichen Erkenntnisinteresses rücken damit jene kommunikativen Verständigungs- und Aushandlungsprozesse über gemeinsam akzeptierte oder zurückzuweisende Bildurteile und über intersubjektiv geteilte oder zu verurteilende Bildpraktiken, über die sich ein moralisches Kollektiv konstituiert. Insbesondere bei Bildern der Gewalt, die gesellschaftliche Verbreitung und Aufmerksamkeit finden und angesichts derer auch in den Sozialwissenschaften immer wieder moralische Stimmen laut werden, die nicht selten vorgeben, selbstevident und allgemeingültig zu sein, gilt es die für diese Haltungen konstitutiven Wahrnehmungs- und Deutungsbedingungen wissenssoziologisch in den Blick zu nehmen. Zu welchen konkreten Anlässen sich moralische Kollektive sozial konsolidieren und wann, wo, durch wen und vor allem wie sich moralische Kollektive in gesellschaftlichen Diskursen mit ihren Bildethiken positionieren, gehört zu den aktuellsten Fragen und dringendsten Aufgaben einer Soziologie der Moral und wird ausgehend vom Fallbeispiel einer ‚Ikone‘ der sogenannten Flüchtlingskrise des Jahres 2015 exemplarisch untersucht.