Abstract
Der moderne Lebenslauf ist ein zentraler Taktgeber menschlichen Alterns geworden, der nahelegt, in welcher Lebensphase welche Aktivitäten vorherrschen sollen, welchen Zeithorizont man wählen soll und wie eng die Verknüpfung zwischen Lebensbereichen sein kann. Trotz dieser starken gesellschaftlichen Einbettung verweist der moderne Lebenslauf zugleich auf eine hohe Individualisierung der Gestaltung, Wahl und Bewältigung von Pfaden, die das autonome Subjekt zu setzen versucht. In diesem Kapitel soll dieses Gestaltungsprinzip in fünf Schritten entfaltet werden: In einem ersten Schritt wird die Geschichte der Beschäftigung mit Lebenslaufvorstellungen kurz skizziert. Im zweiten Abschnitt wird das Strukturmuster des institutionalisierten Lebenslaufs dargestellt und kritisch diskutiert. Da holistische Konzepte des Lebenslaufs nur begrenzt verwendbar sind, wird drittens das analytische Instrumentarium von Mechanismen der Zusammenhangsbildung von Lebensläufen, eine formale Lebenslaufsoziologie, anhand von Beispielen vorgestellt. Konzepte zum Verständnis der Rolle des Individuums bei der Lebenslaufgestaltung werden viertens anhand der Gegenüberstellung von Biographie und Entscheidung dargelegt. Meso-Ebenen der sozialen Gesellung von Altersgruppen werden im fünften Schritt diskutiert, bevor ein kurzes Resümee gezogen wird.