Abstract
Wenn kritisches Denken und Autonomie angestrebte Lernergebnisse eines universitären Studiums darstellen, steht dahinter eine konkrete Haltung: Die Universität würde sich dann als Institution verstehen, die mündige Bürger*innen bildet. Dies ist weder bildungs- noch hochschulpolitisch selbstverständlich. Universitäten verstehen sich europaweit immer mehr als Ausbildungseinrichtungen für den Qualifikationserwerb in direktem Zusammenhang zu einer potentiellen Erwerbsfähigkeit. Dieses Aufgabenverständnis steht jedoch in Widerspruch zu ursprünglichen, gesellschaftlichen Befreiungs- bzw. Emanzipationsgedanken, die durch Bildung verwirklicht werden sollen.Mit diesem Beitrag wird kritische Hochschullehre historisch und anhand aktueller schulpolitischer Ansprüche skizziert. Dazu werden Aufgaben und Zielsetzungen von Universitäten diskutiert. Anhand eines kritischen Bildungsbegriffs wird herausgearbeitet, dass kritische Lehre sowohl auf Arbeitsmarktfähigkeit als auch mündige Bürgerschaft abzielen kann. Daher wird auch der Frage nachgegangen, welche konkreten Haltungen Lehrende und Studierende einnehmen sollten, um kritische Lehre praktisch umzusetzen.